Hierbleiben und Aufbrechen / Zukunftswerkstatt des Lebensgutes Knau

01 Dezember 2006

OTZ im Interview mit dem Moderator der Zukunftswerkstatt, Frank Neumann

Das Rittergut Knau soll zum Lebensgut werden — Diskussion um Zukunft der Oberlanddörfer

Knau (OTZ). Morgen findet ab 13.30 Uhr ein Workshop im Rittergut Knau zur Zukunft des Bauwerkes und der Oberlanddörfer statt. OTZ sprach mit dem Moderator der Veranstaltung, Frank Neumann, von einem Erfurter Ingenieurbüro.

OTZ: Der Förderkreis lädt am Samstag die Bevölkerung zur Diskussion um die Zukunft des Rittergutes Knau ein. Kommt der Förderkreis allein nicht mehr voran?

Frank Neumann: Der Förderkreis Rittergut und die Gemeinde Knau beabsichtigen, das Rittergut zum Zentrum des wirtschaftlichen und geistigen Lebens der Region zu entwickeln. Wenn man einen großräumigen Entwicklungsprozess ins Leben rufen möchte, kann man das nicht mit nur fünf bis acht Aktiven des Förderkreises und des Gemeinderates bewerkstelligen. Dazu brauchen wir Ideen aus der gesamten Region, auch von Vertretern der Unternehmen, aus dem Bildungsbereich, ferner von Personen, die sich mit Ethik und Werten auseinandersetzen. Dazu sind viele Leute nötig.

Welche Ziele verfolgen Sie?

Die Region ist ein peripherer Raum, der am Rande liegt, also nicht an den direkten Wirtschaftsachsen. In diesen Gebieten wird die Bevölkerung immer älter, weil junge Leute fortziehen. In Knau will man dieser Entwicklung nicht zusehen, sondern diese in die eigenen Hände nehmen. Ziel ist es, dass die Region attraktiv wird, damit junge Familien in ihrer Heimat bleiben können, dass Arbeitsplätze vielleicht auch über das Rittergut geschaffen werden.

Apropos Arbeitsplätze im Rittergut: Hat es die Gemeinde versäumt, einen Betreiber für das Rittergut zu finden, der das Haus saniert und den Leerstand beendet?

So ein Rittergut in eine vernünftige Nutzung zu überführen, ist nach meiner Sicht nicht die Aufgabe einer Gemeinde.

Aber die Gemeinde ist doch die Inhaberin des Gutes...

Die Gemeinde ist die Inhaberin. Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist. Wäre die Gemeinde nicht gewesen, wäre das Rittergut völlig verfallen. So ist wenigstens jemand da, der die Verantwortung in der Übergangszeit übernommen hat. Wenn man eine sinnvolle Nutzung finden will, müssen andere Betreiberkonzepte her. Man kann der Gemeinde keine Versäumnisse anlasten.

Aus dem Rittergut soll nun das Lebensgut werden. Welche Eckpunkte wollen Sie und der Förderkreis auf dem Workshop setzen?

Das Lebensgut Knau ist ein mögliches Projekt, das in der gesamten Nutzung eine Rolle spielen kann. Im Lebensgut sollen Alt und Jung in einer neuen Art miteinander leben. Eine Möglichkeit wäre, dass Menschen im Laufe ihres Lebens Arbeitszeit ansparen und diese im Alter als Gutschrift für ihre eigene Pflege zurück erhalten. Das ist ein Modell, wie Alt und Jung auf Dauer miteinander leben können.

Sie liebäugeln also mit einer generationsübergreifenden Wohn- anstatt einer Begegnungsstätte im Rittergut?

Ich würde sagen, wir sind für das Eine und das Andere. Es gibt zum Beispiel Überlegungen, evangelische Akademiearbeit auf dem Gelände des Rittergutes zu etablieren, aber auch Bildungsvorhaben und Kindergartenangebote. Vorstellbar wäre ferner, dass die Agrargenossenschaft ihre Direktvermarktung hier ansiedelt. Vielleicht kann man im Rittergut auch Pensionen unterbringen, um den Fremdenverkehr anzukurbeln. Es ist Ziel des Workshops, all diese Ideen einzubringen und zu diskutieren.

Interview: Peter Cissek

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